UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

Mittwoch, 14. Mai 2003 (Wermelskirchen) und
Freitag, 5. September 2003 (Hückeswagen + Radevormwald)
    

  

Kommentar:
Ei des Marders

Von Ute Glaser

Der Mann an der Tankstelle steht für gewöhnlich mit beiden Beinen auf der Erde, dennoch sah er es: das Ei im Motorraum. Am höchsten Punkt eingeklemmt. Ein sicheres Plätzchen, sonst hätte es die Fahrt zur Tankstelle kaum mitgemacht. Die Autofahrerin aus Rade stand sprachlos da. Sie versicherte dem skeptischen Tankstellenmann, vom blinden Passagier nichts gewusst zu haben. Ans Tageslicht war er nur zufällig gekommen: Das Warnlämpchen hatte die Überprüfung des Ölstands gefordert. Das Corpus delicti sah wie ein stinknormales, weißes Hühnerei aus, ein wenig größer. Aber seit wann brüten Hühner im Motorraum? Nun gibt es ja das berühmte Kuckucksei. Laut Biologiebuch hat es keine Ähnlichkeit mit dem mysteriösen Auto-Ei. Die einzigen Tiere, die sich unter Autos bisweilen herum treiben, sind Marder. Die Steinmarder heißen schon Automarder, weil sie oft in Motorräumen logieren und gerne Kabel zerbeißen. Aber legen Marder hier ihre Eier? Das Internet klärte auf: Steinmarder räubern nicht nur in Wald und Feld und richten horrende Schäden an Automotoren an, sondern deponieren bisweilen Brötchen, Meisenknödel und Hühnereier unter Motorhauben. Nach Art einer Speisekammer. Eieiei: Vielleicht rentiert sich vorm Frühstück ein Blick unter die Haube.

^

 
Zurück zu: Archiv   Text-Archiv 2003   Aktuelles