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Journalistin

 

Heft 2/2009 April - Juni 2009

Herzlich willkommen bei der Rheinisch Bergischen Wirtschaftsförderung mbH

   

Firmenporträt: Präzise Teile fürs große Ganze - Maschinenbau Jörg Heß, Odenthal  

Gastrotipp: Rustikales mit feiner Nuance - In der Delling, Kürten  
   

Präzise Teile fürs große Ganze
Fräsen, Drehen, Schleifen: Jörg Heß ist Fachmann für Maschinenbau und Zerspanungstechnik

Regionale Firmen für Medizin- und Aufzugtechnik gehören zu den Kunden von Jörg Heß, außerdem viele andere Unternehmen, von denen er nicht weiß, ob er sie nennen darf. Denn die Teile, die sein Fachbetrieb für Maschinenbau und Zerspanungstechnik in Odenthal-Voiswinkel fertigt, sind Präzisionsprodukte und unterliegen meistens dem Gebrauchsmusterschutz. Sie werden eingebaut in Autos, Schwimmbadabdeckungen und medizinische Geräte. Kaum einer bemerkt sie, aber ohne sie liefe nichts. Selbst der Chef des Vier-Mann-Betriebs ahnt meistens nicht, in welch großes Ganzes das eingepasst wird, was er wunschgemäß produziert und ausliefert – auf den Hundertstelmillimeter genau.

Jörg Heß (46) sitzt am Computer in seinem Büro an der Heidberger Straße und deutet auf den Bildschirm, auf dem sich ein buntes Gebilde dreidimensional betrachten lässt. Sein Unternehmen soll dieses virtuelle Volumenmodell Realität werden lassen. „Wir machen Zerspanungstechnik, also Einzelteile, die später zusammengefügt werden.“ Sie sind gewissermaßen Puzzle-Stücke eines größeren Zusammenhangs, „aber wo ein Teil letztendlich eingesetzt wird, das wissen wir eigentlich fast nie.“ Das war schon immer so. Aber die Art und Weise der Zusammenarbeit mit den Auftraggebern hat sich verändert. „Früher hat man ein Blatt Papier mit Zeichnungen bekommen und bisweilen eine Stunde überlegt, wie das Teil wohl aussieht“, erinnert sich Jörg Heß. Zeichnungen gebe es jetzt zwar auch noch, aber zusätzlich dank ausgetüftelter PC-Technik grafische Animationen, die das räumliche Vorstellungsvermögen unterstützen und somit die Anfertigung erleichtern.
           
„Wir bearbeiten außer Holz eigentlich alles“, sagt der 46-jährige Chef, ausgebildet als Mechaniker und Maschinenbaumeister. Schwerpunkt seines Betriebs ist das Fräsen, hinzu kommen CNC-Drehen und manuelles Rundschleifen. Neben Metallen wie Edelstahl, Messing, Aluminium oder Eisen ist Kunststoff seit einigen Jahren sehr im Kommen. Hochwertiger Kunststoff, wohlgemerkt. Jörg Heß zeigt ein schwarzes Kunststoffteil mit diversen Bohrlöchern, etwa so groß wie eine 1-Euro-Münze. Allein an Material, sagt er, koste dieser Winzling schon 2,80 Euro. Er kann noch kleinere Teile anfertigen. Etwa 10 Millimeter seien die Untergrenze bei Fräs-Stücken, die Obergrenze liege bei 80 Zentimetern. Meistens übernimmt er in seiner Halle an der Heidberger Straße die komplette Fertigung der Ware. Nur manchmal liefern Auftraggeber Gussmodelle an oder schreiben die Lieferanten vor, bei denen das Material bezogen werden muss.
            Jörg Heß wuchs in die Branche ganz selbstverständlich hinein, denn sein Vater Erich Heß, ein Flüchtling aus Pommern, hatte die Firma 1956 in einer Voiswinkeler Garage gegründet. Bald kam es zum Umzug auf das heutige Firmengelände – geschäftlich wie privat. „Ich bin in dem Gebäude großgeworden“, erzählt Jörg Heß, der dort seit fast 20 Jahren wieder wohnt – nun mit seiner eigenen Familie. Vibrationen und Maschinengeräusche gehören für sie zum Alltag. „Vermieten könnte man das nicht“, ist der Unternehmer realistisch.
           
Wäre es nach dem Grundschullehrer gegangen, hätte Jörg Heß das Gymnasium besucht. „Aber mein Vater meinte, ich sollte selbst entscheiden.“ Und so ging er mit den Dorfjungen zusammen auf die Hauptschule. „Das war für mich eine ganz klare Sache.“ Anschließend marschierte er mit Riesenschritten weiter: Er absolvierte die Mittlere Reife, machte bei Agfa-Gevaert eine Ausbildung zum Mechaniker und besuchte die Meister-Abendschule. 1986 hatte er, erst 23-jährig, seinen Meisterbrief in der Tasche. Damals fragte ihn sein Vater zum ersten Mal, ob er seinen Betrieb übernehmen wolle. „Mit 23 Jahren hatte ich noch Angst vor der Verantwortung. Und ich dachte, ich könnte bei der Agfa was werden.“ Schließlich war er der jüngste Meister weit und breit. Aber diese Hoffnung trog. Als er bereits 27 war und von seinem Vorgesetzten hörte, „in den nächsten zehn Jahren würde sich bestimmt etwas tun“, kehrte er dem Konzern den Rücken. Er wollte sich entfalten. Statt dort von einer Karriere zu träumen, übernahm er als Ein-Mann-Betrieb die Firma seines Vaters. „Und jetzt sind alle meine alten Arbeitskollegen arbeitslos, sofern sie nicht was Neues gefunden haben“, sinniert er.
   
         Das Geschäft lief, die Belegschaft wuchs. Drei Mitarbeiter unterstützen derzeit den Chef an den Maschinen und Ehefrau Michaela kümmert sich um Buchhaltung und Rechnungswesen. Ein Geheimnis seines Erfolges sei, meint der 46-Jährige, dass er präzise und schnell arbeite und dass er immer wieder in neue Technik investiere. Es gehe darum „ein Schrittchen vor der Konkurrenz zu sein“. Als er startete, stand in der 300 Quadratmeter großen Halle nur eine einzige CNC-Maschine, alle anderen liefen manuell. Heute ist es umgekehrt. Im Fräsbereich gibt es nur noch ein manuelles Schätzchen. „Das benutze ich nur für Sägeschnitte.“ Auch die Tage der beiden 50er-Jahre-Schleifmaschinen, obwohl hervorragend in der Arbeit, sind gezählt. Moderne Maschinen sind schneller und vielseitiger. Das größte Arbeitszentrum im Maschinenpark verfügt über 30 verschiedene Werkzeuge, mit denen es ein Teil computergesteuert selbsttätig bearbeitet. Flaggschiffe in der Halle sind die beiden Fünf-Achsen-Maschinen im Wert eines Reihenhauses: eine Hermle C 600 und eine DMG DMU 40. Sie können ein Stück von mehreren Seiten bearbeiten, ohne dass es neu eingespannt werden muss. Exemplarisch nimmt Jörg Heß ein Aluminiumteil zur Hand, das vor Jahren zigmal in den Schraubstock eingespannt wurde, damit es von allen Seiten gefräst und als Membran-Einlass in ein Zwei-Takt-Motorrad einbaut werden konnte. Seine Fünf-Achsen-Maschine würde dies heutzutage in einem Atemzug erledigen.
            Metallspäne rieseln in eine Kiste. Sie werden an einen Schrotthändler weiterverkauft. Aluminiumstücke sind auf einer Palette aufgereiht. Jeder Zentimeter in der Halle scheint ausgenutzt. „Wir sind wirklich am Limit“, sagt Jörg Heß. Die Baugenehmigung für einen 40-Quadratmeter-Anbau hat er schon. In ihn soll das Büro umziehen, damit sich die Werkstatt vergrößern und entzerren lässt. Eine Investition, die er auch deshalb gern macht, weil der ältere Sohn bereits mit Schule und Ausbildung als Zerspanungstechniker fertig ist, gerade seinen Meister macht und signalisiert hat, in die Firma einzusteigen. Betrieblich und familiär läuft alles rund.
Ute Glaser

Kontakt:
Maschinenbau Jörg Heß
Heidberger Straße 32
51519 Odenthal-Voiswinkel
Fon: (0 22 02) 7 86 09
Fax: (0 22 02) 7 87 97
www.cnc-hess.de

      
    

Rustikales mit feiner Nuance
„In der Delling“ bietet Hausgemachtes in bergischer Idylle

Wenn Leute davon sprechen, dass sie „in der Delling“ waren, kann das Zweierlei meinen: Entweder haben sie nur den winzigen Kürtener Sprengel besucht, der zwischen den Ortsteilen Olpe und Forsten liegt, oder sie sind zudem im dortigen Gasthaus eingekehrt, das genau diesen Namen trägt: „In der Delling“. Seit 1922 ist es in Familienhand und längst kommen die Gäste nicht nur der idyllischen Lage und vielfältigen Wandermöglichkeiten wegen hierhin aufs Land, sondern durchaus auch aufgrund der hausgemachten Kreationen süßer und deftiger Art. Für Städter und Einheimische ein Ausflugsziel mit Insider-Charakter, das selbst werktags Sonntagsfeeling bietet.

Wer Delling gefunden hat, ist in der Regel begeistert: Kirche, Gasthaus und eine Handvoll Häuschen, nahezu alle denkmalgeschützt, liegen malerisch in einer Senke des Bergischen Landes. Fast wie ein Osternest. Hier scheinen die Uhren ein wenig anders zu gehen. Langsamer, beschaulicher. Eine Atmosphäre, die sich auf Besucher überträgt. Wanderer und Ausflügler schätzen deshalb seit Jahrzehnten diesen Ort, viele kommen immer wieder. Eine Wandergruppe aus Rösrath stärkt sich gerade im Lokal mit Bergischen Waffeln, die Kirschen werden aus einem Steinguttopf geschöpft. Waffeln sind der Renner des Hauses, so groß, dass sie kaum auf den Teller passen, und so lecker, dass manche schwören, es seien die besten Waffeln überhaupt. Das Rezept ist Geheimsache von Wirtin Waltraud Haak (60), schon ihre Mutter Charlotte Faßbender (85) hat danach den Teig gerührt. Auch die hausgemachten Kuchen entstehen nach alter Tradition und sogar der Platz (anderswo heißt das süße Brot Stuten) wird selbst gebacken und zur Bergischen Kaffeetafel gereicht. Dass diese hier ohne Anmeldung und sogar auch nur für eine Person serviert wird, hat Seltenheitswert.
           
Bei den herzhaften Gerichten stehen die Zeichen ebenfalls auf Handarbeit und ehrlicher, frischer Zubereitung. Küchenmeister Udo Giese, der seit 2002 das Zepter am Herd in der Hand hält, fertigt Suppen und Soßen eigenhändig an, genauso die Spätzle. Was er kredenzt, lässt sich als gutbürgerliche bis gehobene Küche beschreiben. Wanderer verlangen vor allem deftige Kost, weshalb Eintöpfe, Dicke Bohnen, Grünkohl mit Mettwurst oder Bergische Kartoffelsuppe jahreszeitengemäß auf der Speisekarte stehen.
           
Doch Udo Giese beherrscht auch die anspruchsvollere Klaviatur an den Töpfen. Das zeigt er bei „Flusskrebsschwänze in Pesto-Sahne“, „Carpaccio vom Tafelspitz mit Blattsalaten und Kürbis-Öl“ oder „Hirsch-Ragout im Lebkuchenduft-Backapfel mit Kartoffelklößen und Feldsalat an Kartoffeldressing“. Auf dem Land läuft kein Restaurant ohne Klassiker. Deshalb finden sich auch Allrounder wie Rumpsteak, Schweinemedaillons, Lachsfilet und Rheinischer Sauerbraten auf der Karte. Der Küchenmeister setzt jedoch moderne Akzente, indem er diese Standards bisweilen mit neuen Begleitern kombiniert, zum Beispiel mit „Steckrüben in Senf-Honigrahm“ oder „Grill-Pfeffersoße und frischen Champions“. Für Waltraud Haak, die wie ihre Mutter im Haus geboren wurde, war es nie eine Frage, die Gastronomie ihrer Vorfahren weiterzuführen. Ihre Großeltern, Selma und Gustav Henkel, hatten den Bauernhof samt Restauration 1922 gekauft. Von diesem Opa, einem gelernten Konditor, hat sie womöglich ihr Händchen für wohlschmeckenden Pflaumen-, Nuss- oder Käsekuchen. Gemüsefelder erstreckten sich damals dort, wo heute Kühe weiden. Das Geerntete beköstigte Gäste und wurde zudem verkauft.
           
Das Fachwerkhaus, das womöglich aus dem 18. Jahrhundert stammt, hat sich mit den Jahren verändert und vergrößert. Wo einst das Sofa stand, wird nun Bier gezapft, und wo Kühe wiederkäuten, sitzen jetzt Gäste auf rustikalen Holzbänken und Stühlen zwischen einem Sammelsurium alter Kaffeekannen, die Waltraud Haak zeitweise sammelte.
Die Zeiten rosigen Thekenbetriebs sind vorbei. Heute kehren „In der Delling“ meist Menschen ein, die gut essen wollen, oder Wanderer, die sich stärken möchten. Sie können aus Abendkarte, Wochenkarte, Saison- oder Sonntagskarte wählen, bei schönem Wetter auf der Terrasse. Wer nach 20 Uhr kommen möchte, sollte zuvor vorsichtshalber anrufen, denn der Zapfenstreich richtet sich nach dem Betrieb und der häufig nach dem Wetter. Zwar schmeckt es in dem Lokal bei Sonne genauso gut wie bei Regen, aber viele wollen die reizvolle Umgebung als I-Tüpfelchen mit genießen. Wo gibt’s sonst schon Sonntagsfeeling mitten in der Woche? Wenn dann Peter Haaks Ziegen mit ihren Jungen über die Wiese tollen, ist die Idylle nahezu perfekt.
Ute Glaser

Kontakt:
Café-Restaurant „In der Delling“
Delling 12
51515 Kürten-Delling
Telefon: (0 22 68) 7428
Fax: (0 22 68) 90 92 67
www.inderdelling.de

Öffnungszeit: ab 11 Uhr durchgehend geöffnet bis etwa 20 Uhr, danach lieber anrufen, wie lange geöffnet; Ruhetag dienstags und donnerstags

Restaurant-Café mit Thekenbereich und zwei separaten Räumen, Gesellschaften bis 100Personen; gut 40 Terrassenplätze; kostenlose Parkplätze

Spezialität: Bergische Kaffeetafel von 1 bis 9 Personen ohne Anmeldung, ab 10 Personen Anmeldung erwünscht, ab 3 Personen mit Kaffee aus der Dröppelmina; hausgemachte Waffeln, Kuchen und Platz; Verkauf von Original-Dröppelminas und Wanderkarten

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