UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

23. Februar 2002

Koelner Stadt-Anzeiger online - www.ksta.de

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Mit dem Kanzler in Buenos Aires  und Brasilia

Als einziger NRW-Mittelständler reiste der Gladbacher Unternehmer J. Hans Hochköppler mit dem Bundeskanzler nach Lateinamerika

Bergisch Gladbach/Kürten – Rote Teppiche, militärische Ehren, festliche Musik, bunte Flaggen, lange Reden, gutes Essen und kaum Schlaf: Die Reise nach Lateinamerika hatte viele Facetten für J. Hans Hochköppler, den Geschäftsführer der Adels-Contact Elektrotechnische Fabrik GmbH&Co.KG, die an der Buchholzstraße hochmoderne Anschlusstechnik produziert. Mit Sicherheit war die Tour eines aber nicht: ein touristischer Spaziergang. „Es ist absoluter Stress gewesen und alles andere als ein Ausflug“, erzählt der 63-Jährige. „Es war eine hoch konzentrierte und auf Wirkung bedachte Reise für die deutsche Wirtschaft.“ Warum er mitflog? Er habe sich beim Kanzler um die Mitreise beworben, weil er vor Ort ausloten wollte, ob für seine Firma eine Produktions-Kooperation in Mexiko realisierbar sei.

Am 10. Februar startete Hochköppler auf dem Flughafen Köln/Bonn, in Berlin stieg der Kanzler in die Maschine zu. Der Wirtschaftsminister saß im zweiten Airbus. Bei den beiden A 310 habe es sich um ehemalige Honecker-Flugzeuge gehandelt, erzählt Hochköppler. Erst nach mehreren Zwischenlandungen zwecks Tankens hätten sie ihr erstes Ziel erreicht: Mexiko City, wo Präsident Vicente Fox sie mit einem Staatsempfang und herzlicher Atmosphäre begrüßte. Die nächsten Stationen waren Sao Paulo und Brasilia in Brasilien, den Schlusspunkt setzte Buenos Aires, die Hauptstadt Argentiniens.

Das Programm war ausgereizt, Schlaf Mangelware. Mehr als 30 000 Kilometer legte die bundesdeutsche Delegation zurück, musste dabei mit den unterschiedlichsten Zeitzonen zurecht kommen. Gefrühstückt wurde zwischen 4 und 7 Uhr. „Man hatte kaum eine Gelegenheit zu schlafen“, sagt Hochköppler. Er habe es in den sechs Tagen auf insgesamt höchstens 15 Stunden Schlaf gebracht. Und dabei galt es natürlich, überall einen guten Eindruck zu hinterlassen. Und immer bitte immer recht freundlich! Unter diesen extremen Bedingungen habe er über die Kondition und das Auftreten des Bundeskanzlers gestaunt, sagt der Mittelständler. „Er hat in dieser Hektik einen guten Job gemacht und die Belange der deutschen Wirtschaft sehr gut vertreten.“ Obwohl Hochköppler kein SPD-Fan ist, lobte er nach seiner Rückkehr gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger den sozialdemokratischen Kanzler uneingeschränkt: „Er hat eine positive Ausstrahlung, die ansteckend auf andere wirkt, und hohe Qualitäten, die ich zuvor so noch nicht gesehen hatte.“

Stress bei Empfängen

Clou der Reise waren für den bergischen Unternehmer zwei Staatsempfänge an einem Tag. „Das ist, glaube ich, rekordverdächtig. Das müsste eigentlich ins Guiness-Buch der Rekorde.“ Vormittags hatte es in Brasilia einen Empfang mit militärischen Ehren, langen Reden beider Staatschefs und großem Staatsbankett gegeben. Dann flog Schröder nach Buenos Aires weiter, wo ihn der neue Präsident Eduardo Duhalde ebenfalls mit großem Aufgebot, langen Ansprachen und edlem Dinner willkommen hieß. Auch bei dieser diffizilen Mission in dem maroden Staat habe sich Schröder „sehr diplomatisch“ gezeigt, erzählt Hochköppler. Der Kanzler habe Geld-Hilfe abgelehnt, Unterstützung jedoch zugesagt und dabei eine Politik der kleinen Schritte gefahren. Konkret: Die Argentinier machen eine kleine Vorleistung, darauf kann eine kleine Leistung aus Deutschland folgen. Dann sind die Argentinier wieder am Zug. „Für mich war das neu“, zeigt sich Hochköppler von dieser Politik begeistert.

Rein ins Flugzeug, raus aus dem Flugzeug: Bei einem der Staatsempfänge war das Programm so ausgereizt, dass nicht mal Zeit zum Umkleiden blieb, sondern der Staatsempfang-Dress nur mit einem frischen Hemd aus dem Handgepäck aufgepeppt werden konnte. „Aber das gehört zu den Dingen, die man in der Rückschau mit Spaß erzählen kann“, meint der 63-Jährige, der zwischen den Vertretern der großen Konzerne als einziger klassischer Mittelständler aus NRW dabei war.

Hat sich der Einsatz bezahlt gemacht? Der Kanzler zeigte sich nach der Rückkehr zufrieden, die Polit-Presse schrieb, Deutschland habe Lateinamerika nach etwa zehn Jahren Sendepause neu entdeckt. Auch Hochköppler meint: „Die Reise hat sich gelohnt.“ Allerdings für ihn in anderer Hinsicht als erhofft. Für seine Firma, die bereits Fertigungsstätten in Tunesien, Tschechien, Polen und Türkei betreibt, hatte er mit einer Kooperation in Mexiko geliebäugelt. Denn bisher gehen die Bergisch Gladbacher Klemmen von Adels-Contact via USA in das mittelamerikanische Land. Der Firmenchef sah sich daher vor Ort nach möglichen Partnern um, prüfte die Rechtssicherheit und steuerlichen Möglichkeiten.

Sein Fazit: Investieren ist in Mexiko momentan für ihn nicht sinnvoll. Denn er entdeckte, dass dort manche Rohstoffe für die modernen Gladbacher Klemmen nicht zu bekommen sind. Sie müssten teuer von Deutschland aus eingeführt werden, was den Lohnvorteil zunichte mache. „Und ich habe feststellen müssen, dass die Rechtssicherheit nicht gewährleistet ist.“ So habe er einen Fall kennen gelernt, bei dem ein deutscher Firmenchef zwar formell in Mexiko vor Gericht Recht bekommen habe, es aber gegenüber seinem Kooperationspartner praktisch nicht habe durchsetzen können. Hochköppler: „Da ist jedes Joint Venture mit einem Risiko behaftet. Man muss aber sicher sein, dass technisches Knowhow nicht plötzlich einseitig genutzt wird und man selber in die Röhre guckt.“ Gerade für seine innovationsfreudige Firma gilt das, deren Produkte zu 40 Prozent nicht älter als drei Jahre sind und die von insgesamt über 60 Patenten und Gebrauchsmustern geschützt werden.

Wonach sich der Unternehmer nach seiner Rückkehr am meisten sehnte? Nach einer guten Portion Schlaf in seinem Kürtener Zuhause. Richtig ausruhen kann er sich allerdings nicht. Denn statt in Mexiko investiert er zur Zeit in Bergisch Gladbach: Aufs Bürogebäude wird eine 3. Etage aufgestockt und auf dem gegenüber liegenden Gelände, das im Januar hinzu gekauft wurde, lässt er eine 2000 Quadratmeter große Halle für die Fabrikation von Buchsen umrüsten.
      

Infos

Die Firma „Adels-Contact Elektrotechnische Fabrik GmbH & Co.KG“ wurde 1930 von Tony Adels gegründet. J. Hans Hochköppler übernahm die Geschäftsführung des Gladbacher Betrieb 1982. Seither versechsfachte sich der Umsatz. 110 Mitarbeiter gibt’s an der Buchholzstraße für die Bereiche Werkzeugbau, Fertigung und Montage. Die Firma gehört zu den führenden Anbietern in Europa im Bereich Beleuchtungstechnik. Zudem ist sie Zulieferer für die Hausgeräte-Industrie, den Transformatorenbau und die Elektronikindustrie.

Gefertigt wird in Bergisch Gladbach hochmoderne Anschlusstechnik: Klemmen und Buchsen jeder Art, die überall im Verborgenen dort zu finden sind, wo Niedervolt- oder Hochvoltspannung ein Elektrogerät betreiben soll. Es gibt etwa 1500 Produkte. Die meisten sind klitzeklein, das größte misst sieben Zentimeter. Mehr als 500 000 Teile werden täglich produziert. Der Exportanteil beträgt 65 Prozent. Die Gladbacher Klemmen gehen in etwa 50 Länder der Welt.

Über 60 Patente und Gebrauchsmuster schützen die Ideen von Adels-Contact. Die Produkte sind nach der DIN ISO 9001 zertifiziert und haben im Ausland bei 15 Prüfanstalten etwa 130 Zulassungen, die dem VDE-Gütesiegel entsprechen.

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