Freitag, 4. Juli 2008
BankverkehrFrau M. sah mich anders an als sonst. „300 Euro kann ich Ihnen nicht geben“, erklärte sie mir am Dienstag, schätzungsweise eine halbe Stunde bevor sie ihren Post-Schalter schloss. Es lag zweifellos eine Mixtur von Traurigkeit, Genervtsein und Entschuldigung in ihrem Blick. War die Kürtener Postagentur an der Wipperfürther Straße ausgeraubt worden? Das nicht. Jedenfalls nicht auf die Art, die man darunter versteht. Die Kasse war - ganz lauter - von Postbankkunden leergeräumt worden. Denn Dienstag war Monatserster. Die Konten voll, die Haushaltskassen leer. Die Bürger überschwemmten wohl geradezu die Postbank-Filialen, um ihre Geldbörsen aufzutanken. „300 Euro kann ich Ihnen noch geben“, bot mir Frau M. an. Ich nahm dankend an - nein dankbar, denn in den heutigen Servicesteppen muten schon Selbstverständlichkeiten wie besondere Dienstleistungen an. „Stell dir vor, ich habe bei meiner Bank tatsächlich Geld bekommen!“ Was für eine Nachricht! Ich hätte natürlich zu einer
anderen Postbank-Filiale fahren können, aber Frau M. zog mir den Zahn. Den Weg
könne ich mir sparen. Kunden, die das Geldabheben nicht auf die lange (Post-)Bank
schieben wollten, seien schon aus verschiedenen Himmelsrichtungen von finanziell
abgebrannten Postagenturen zu ihr geschickt worden. Eine neue Form des
Bankverkehrs.
|